Warum bin ich hier?

15. August 2021

„Andere kann man sich schön trinken, sich selbst nicht.“

Was gibt es besseres, als bei ner guten Flasche Wein über den Sinn oder Unsinn des Lebens zu philosophieren? Zwar meistens ohne Ergebnis, aber darum geht es ja auch nicht. Es ist die Erfahrung die zählt.

Wenn freitags nach der Schule alle ins Wochenende gestürmt sind, hab ich es geliebt, im Philosophie-Kurs alles über Kant und Freud zu gefahren. Danach bin ich glücklich nach Hause gegangen und dachte ich fliege über den Menschen. Nach dem Abi wollte ich dann unbedingt Psychologie studieren und Menschen helfen. Habe mich dann aber doch für die Werbung entschieden – Werbepsychologie ist ja auch spannend. 

Ich konnte mir auch schon immer stundenlang irgendwelche schlauen Zitate, Gedichte und Weisheiten reinziehen. Ok, ich geb’s zu, ich bin ein absoluter Sprüche-Junkie. Es gibt kaum einen, den ich nicht kenne. Theodor Fontane hat mal gesagt „Ein guter Spruch ist die Wahrheit eines ganzen Buches in einem einzigen Satz.“ Oh ja. 🙂 #deepesprücheundso

„Growth isn‘t about money or status, growth is within you. The way you think, the way you feel.“

Vor ein paar Jahren hab ich dann angefangen, mich noch mehr mit den Themen Persönlichkeitsentwicklung und Mindset zu beschäftigen und hab mir etliche Hörbücher dazu reingezogen (meine liebsten verlinke ich euch unten). Ich mag zwar echte Bücher eigentlich lieber und die sehen auch ganz toll aus in meinem Regal, aber effektiver sind bei mir Hörbücher, weil ich mich dazu nicht hinsetzen muss. Ich kann sie nebenbei hören, in der Badewanne, beim Aufräumen und Abwaschen, beim Zähneputzen, auf dem Bike, beim Spazierengehen oder in der Bahn. Viele von den Büchern haben mich zum Nachdenken und Umdenken gebracht, zwei davon besonders: ‚The Big Five for Life‘ und ‚Das Café am Rande der Welt‘ von John Strelecky. Dort tauchten u.a. Fragen auf wie „Was sind deine fünf Lebensziele?“, „Was ist der Zweck deiner Existenz?“, „Warum bist du hier?“, „Was ist dein Geschenk an die Welt?“ und „Wenn dein Leben in einem Museum ausgestellt würde, was bekäme Platz darin?“ Manche lesen diese Fragen und vergessen sie gleich wieder, mit anderen machen sie etwas. Mir sind sie im Kopf geblieben und ich wollte sie für mich beantworten. Und was soll ich sagen, das ist gar nicht so leicht. Dafür braucht man Zeit und Ruhe. Diese Zeit habe ich mir genommen. Eine Zeit der Erkenntnis. 

„Indem wir erkennen, was wir nicht sind, erkennen wir, was wir in Wahrheit sind.“

Ich hab sehr viel nachgedacht, viel gelesen, viel Yoga gemacht, viel Neues ausprobiert und viel Musik gehört. Mit Musik fällt einfach alles leichter und es ist nochmal so schön. Ich hab gemerkt, dass allein sein auch echt gut tut und mir fehlt meine ‚Me Time’ richtig, wenn ich sie mir nicht nehme. Ich hab verstanden, dass ich Gefühle nicht faken kann und möchte und auch nicht unterdrücken mag und wie sehr ich Small Talk hasse und Deep Talk liebe. Ich hab gemerkt, dass ich mich zu entspannten, warmherzigen, tiefgründigen und lustigen Menschen hingezogen fühle und sie mich inspirieren und dass ich Menschen meide, die eine negative Aura haben. Dass ich immer mehr auf Ruhe stehe und es nicht mag, wenn Leute ständig reden müssen. Ich hab gelernt zu erkennen, was mir wirklich gut tut und was nicht. Wer ich bin und wer nicht. Was ich kann und was nicht. Und dass ich es nicht mag fremdbestimmt zu sein und mir ungern sagen lasse, was ich zu tun hab. Ich hab erkannt, dass ich lieber verletzlich bin, als mich mit Mauern zu schützen und hart zu werden und wie stark ich wirklich bin. Ich hab gelernt, loszulassen und zu vertrauen, dass alles gut ist, so wie es ist und alles Entscheidende trotzdem entsteht, wie schon Nietzsche gesagt hat. Ich hab gelernt, gnadenlos ehrlich zu mir zu sein und darauf zu hörn, was ich wirklich möchte und was nicht. Ich hab gelernt, mutiger zu sein und dass allein reisen echt cool ist und man schnell Freunde findet. Ich hab gemerkt, wer wirklich hinter mir steht, es gut mit mir meint und mich lieb hat und dass es mir egal ist, was der Rest denkt oder ob jemand hinter meinem Rücken über mich redet. Echte Freiheit entsteht durch Erkenntnis.

„Stop being afraid of what could go wrong and start being excited about what could go right.“

Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben allein verreist. Hätte ich gewusst wie toll das wird, hätte ich es schon viel früher gemacht. Kann ich nur empfehlen, wenn ihr es noch nie gemacht habt. Meine erste Reise führte mich ins Omassim, ein wunderschönes Yoga & Surf Retreat in Portugal. In der Zeit hab ich mal wieder festgestellt, wie wenig man wirklich braucht, um glücklich zu sein. Man kommt so krass runter, muss sich um niemanden kümmern und lernt viel über sich. Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass es mir besser geht, wenn ich meinem eigenen Rhythmus folgen kann und nicht dem von anderen. Man kann für sich allein sein oder in der Gruppe, wie man grade Lust hat. Und niemanden interessiert es, was du beruflich machst. Du hörst keine oberflächlichen Fragen. Es geht nur um dich als Mensch – das vergisst man manchmal bei dem ganzen Optimierungs- und Leistungsdruck unserer Gesellschaft. Ich hab es auch sehr genossen, mich mal nicht stylen zu müssen und den ganzen Tag in Yogaklamotten oder Bikini rumzulaufen – und dass obwohl ich ein totaler Modejunkie bin. 😉 Es hat so gut getan und ich bin so dankbar für all die wunderbaren Menschen, die ich dort kennenlernen durfte. Yogis sind irgendwie besonders – aufmerksam und entspannt. Und weil Yoga Retreats so toll sind, war ich danach gleich im nächsten – mit Globeseekers in Hawaii. Bunt gemischt mit wunderbaren Menschen aus der ganzen Welt. Das war auch ein Träumchen. Es war so spannend etwas über ihr Leben zu erfahren und was sie beschäftigt. Ich hoffe, ich kann bald selbst so schöne Retreats organisieren.

„If you wanna fly, you got to give up the shit that weights you down.“

Seitdem ist soviel passiert, vor allem mit mir. Ich hab mich verändert. Ich hab viele der Fragen für mich beantwortet und so vieles in meinem Leben geändert – und bin täglich noch dabei. Veränderungen sind ein Prozess. Man muss raus aus seiner Komfortzone und das ist manchmal auch hart. Im Nachhinein sind Veränderungen aber meistens gut – auf jeden Fall immer besser als Stillstand. Man hat nur ein Leben und man muss den Mut haben, damit zu machen, was man will.

Man sagt, das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, vermehrt sich. Daher ist es wichtig, weise zu wählen, worauf wir sie ausrichten. Sich von Dingen, Menschen, Jobs oder Angewohnheiten zu trennen, die einem nicht gut tun, ist nicht immer leicht. Es ist ein Prozess und der dauert manchmal länger, als man es möchte. Aber das ist ok. Dann war man einfach noch nicht soweit. Man muss Vertrauen haben, dass alles gut wird und man zur richtigen Zeit schon das Richtige tun wird. Es tut gut sich zu erinnern, dass man im Leben wenig kontrollieren kann, vieles liegt nicht in unserer Macht. Das Einzige, was wir kontrollieren können, ist unseren Atem, unsere Gedanken und wie wir reagieren.

„Trust the wait. Embrace the uncertainty. Enjoy the beauty of becoming. When nothing is certain, anything is possible.“

 

Hier meine Hörbücher-Empfehlungen:

  1. Das Café am Rande der Welt, The Big Five for Life und Auszeit im Café am Rande der Welt von John Strelecky
  2. Füttere den weißen Wolf von Ronald Schweppe und Aljoscha Long
  3. Die subtile Kunst des drauf Scheißens von Mark Manson
  4. Die neue Medizin der Emotionen von David Servan-Schreiber
  5. Sorge dich nicht – lebe! von Dale Carnegie
  6. Achtsam morden von Karsten Busse
  7. Wie man Freunde gewinnt von Dale Carnegie
  8. Das Kind in dir muss Heimat finden von Stefanie Stahl
  9. Die 4-Stunden Woche von Timothy Ferriss
  10. Die Weisheit eines Yogi von Sadhguru 
  11. Am Arsch vorbei geht auch ein Weg von Alexandra Reinwagt
  12. Die 1% Methode von James Clear
  13. The Secret von Rhonda Byrne
  14. Das Power Prinzip von Tim Robbins
  15. Erfinde dich neu von Gretchen Rubin
  16. Lieben was ist. von Byron Katie