Vegan ist geil!

15. Juli 2021

Vegan hin oder her – schmecken muss es.

Vegan und geil – geht das überhaupt? Also von mir ein ganz klares: JA! Wie jeder andere hatte ich natürlich früher auch so meine Vorurteile. Die lieben wir Menschen ja. Wir brauchen sie, weil sie uns helfen, die Dinge schneller zu erfassen und einzuordnen ohne ständig unser System 2, das Gehirn, anschmeißen zu müssen.

Wenn man das Wort Veganer hört, hatten viele früher so ein Bild von verbiesterten „Ökos“ im Kopf. Diese ausgemergelten, spaßbefreiten „Reformhaus-Tanten“ und „Müsli-Jochens“, gehüllt in weite Leinenklamotten und Birkenstock-Sandalen, die mittlerweile ja sogar hip sind. Naja, damals zumindest war das mega unsexy. Allein schon den Geruch in Reformhäusern fand ich alles andere als lecker und appetitanregend. Für gesunde Ernährung hingegen hab ich mich immer schon interessiert. Aber ich hab mir, wie so viele von uns, über den Fleischkonsum einfach lange keine Gedanken gemacht. Es war normal. Man wächst damit auf. Jeder tut es, also tut man es auch. Man hinterfragt es nicht. Alle essen Fleisch und tierische Produkte. Es ist das normalste von der Welt und ganz selbstverständlich. Man weiß zwar irgendwie, dass es mal süße Tierchen waren, aber man trennt das gedanklich und gut ist. Man möchte das auch alle nicht so genau wissen und verdrängt es bewusst. Unsere Empathie für das Lebewesen wird bei sogenannten „Nutztieren“ komischerweise ausgeschaltet. Wenn wir die Tiere selber schlachten müssten, dann würden es die wenigsten machen. Manche kommen irgendwann an den Punkt, wo sie genauer drüber nachdenken, Bücher lesen oder sich Reportagen anschauen. Einige sagen danach, okay, es ist zwar doof, aber so ist es halt und nehmen es in Kauf. Bei anderen beginnt ein Umdenken… und so war es bei mir. 

Eine Geschichte voller Missverständnisse

„Veganer? Das sind doch diese Spielverderber, die einem das Essen madig machen wollen.“ Das hört man immer wieder. Für viele ist vegan ein Begriff, der für was Fremdes steht. Etwas Ungeiles, was mit ihrem Leben und ihrem Essen nichts zu tun hat. Sie denken, das kauft man in speziellen „Veganer-Läden“ und es muss vegan draufstehen. Es ist viel Unwissenheit dabei und es kursieren viele Mythen. So vieles ist von Natur aus vegan, also einfach ohne tierische Bestandteile. Der Begriff „vegan“ geht auf Donald Watson zurück, der 1944 die Vegan Society gründete und aus dem Anfang und Ende von „vegetarian“ ein neues Wort kreierte. Es ist somit die Kurzform von vegetarisch, was mittlerweile so gut wie allen ein Begriff ist, da es einfach ist: „Das sind die, die keine Tiere essen“. Ich hab früher immer gesagt „Ich esse nichts, was ne Mama hatte.“ Bei veganer Ernährung hingegen haben viele noch Fragezeichen im Kopf. Kurz gesagt essen und trinken Veganer keine tierischen Lebensmittel, also auch keine Erzeugnisse, die von lebenden Tieren gewonnen werden, wie Eier, Milchprodukte und Honig und sie konsumieren nichts, wo ein Tier für getötet, ausgebeutet oder leiden musste (z.B. bei Kleidung, Lederschuhen, Pelz, Wolle und Kosmetik).

Manche sagen es ist nur ein Trend. Was Quatsch ist. Ein Trend ist eine Modeerscheinung und das hat nichts mit Veganismus gemeinsam. Andere sagen, es ist wie ein Art Religion. Da muss ich immer schmunzeln, weil ich komplett unreligiös bin und auch keiner Sekte angehöre. Willkommen bei den anonymen Veganern. „Hallo, ich bin Kati und ich bin vegan.“ „Hallo, Kati. Wir lieben dich.“ 😉

Ich bin weder dogmatisch, militant noch ein Gesundheitsapostel. Ich hab auch kein Problem, wenn jemand neben mir Fleisch isst. Ich verurteile es auch nicht. Ich möchte nicht missionieren und niemanden bevormunden. Ich war schon immer ein kleiner Rebell und lasse mir auch von niemanden vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Wenn man Kindern etwas verbietet, machen sie genau das Gegenteil. Erwachsene sind da ja kein bisschen anders. Ich möchte einfach nur informieren und zeigen wie einfach es geht und wie geil es schmecken kann. Ich bin keine Superköchin, kein Bilderbuch-Veganer und kein Super-Öko. Weder laufe ich spaßfrei durchs Leben noch verzichte ich auf Genuss. Wenn es extrem ist, kein totes Tier essen zu wollen und auch nichts, wo bei der Produktion ein Tier leiden musste – JA, dann bin ich nur allzu gern extrem. Ich liebe es so zu leben. Es macht mich jeden Tag glücklich, das Richtige zu tun. Ich bin jetzt seit 23 Jahren Vegetarierin und seit 4 Jahren lebe ich vegan. Warum ich „lebe“ sage? Weil’s nicht nur ums Essen geht – es ist eine Lebenseinstellung und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Diese Begeisterung möchte ich gern mit euch teilen, deshalb mache ich das hier alles. Ich habe ein Studium zur veganen Ernährungsberaterin gemacht und möchte mit meiner Erfahrung und dem Wissen anderen den Weg erleichtern. Es wäre wunderbar, wenn mein Blog dich inspiriert, mit ein paar Vorurteilen aufräumt und vielleicht ein wenig dazu beträgt, den Widerstand gegen Massentierhaltung zu wecken, um zumindest ein weiteres Wachstum zu beenden. Wenn du dich also auf entspannte Art etwas informieren möchtest oder mal einen Blick in die Welt eines freilaufenden Exemplars werfen möchtest, dann bist du hier genau richtig. Last but not least mach ich die Seite natürlich auch für alle Veganer:innen – denn gleich und gleich gesellt sich gern und inspiriert sich gegenseitig.

Wie alles begann… oder meine 23-jährige Karriere als Vegetarierin.

Wie lange machst du das schon? Wie hat das eigentlich angefangen? Diese Fragen hör ich öfter. Meine Antwort darauf ist meistens: Ok, wie viel Zeit hast du? Die längere Geschichte oder die Kurzfassung? Die Kurze ist: Weil ich Tiere liebe. Und die lange? Okay, setz Dich hin, nimm dir ’nen Keks. 😉 Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen sich entscheiden Vegetarier oder Veganer zu werden. Als gesundheitlichen Gründen, um eine Klimakatastrophe zu vermeiden, Hunger auf der Welt, um abzunehmen, weil sie einem Trend folgen, Gammel- und Pferdefleischskandale, Salmonellen, Rinderwahn, Creutzfeldt Jakob, Klimakatastrophen oder aus ethischen Gründen, also den Tieren zuliebe, wie bei mir. Ich hab mir einfach die Frage gestellt: „Wieviel Leid akzeptiere ich für mein Essen?“ Ich finde es spannend zu erfahren, warum jemand Vegetarier oder Veganer wird, was seine Motivation war. Ich finde keinen Grund besser oder schlechter. Es ist in jedem Fall gut und ein Schritt in die richtige Richtung.

Ich war knackige 19 als meine Veggie-Karriere begann. Im Fernsehen lief eine dieser Reportagen. Jeder kennt sie. Diese traurigen Bilder, wo Tiere in Schlachthöfen gezeigt werden. In der Reportage erzählte ein Mann, dass er jahrelang über einer Schlachterei gewohnt hat. Er hat nachts oft nicht schlafen können, weil die Tiere so laut geschrien haben vor Schmerzen und natürlich, wenn sie geschlachtet wurden. Er konnte aus finanziellen Gründen leider nicht umziehen und hat viele Jahre darunter gelitten. Es hat ihn traumatisiert. Dann hat er entschieden, dass er dieses Leid nicht mehr unterstützen möchte, indem er Fleisch konsumiert. Mich hat das sehr berührt. Ich bin schlafen gegangen und hatte einen Alptraum. In meinem Traum war ich tot und befand mich sozusagen vorm „jüngsten Gericht“. Ich stand vor einer riesengroßen Eisentür. Dahinter war es laut. Ein Geschnatter und Gezeter war zu hören. Die Tür ging auf und ich blickte in eine Halle. Ok, es war mehr eine Arena. Sie war voller Tiere. Rinder, Schweine und Hühner. Ich wurde in die Halle geschoben und die Tür ging hinter mir zu. Die Tiere, die vorher noch so laut geschnattert und gequiekt hatten, waren plötzlich alle verstummt und starten mich an – traurig und vorwurfsvoll. Mir wurde klar, das waren all die Tiere, die ich in meinem Leben gegessen hatte. Ich war sozusagen ihre Mörderin bzw. der Grund für ihren Tod. Ich war geschockt und den Tränen nahe. So viele. Dann bin ich schweißgebadet wachgeworden und hab entschieden: Der Saal muss kleiner werden. Ich werde Vegetarier.

Ich hab früher nie groß darüber nachgedacht, woraus die Sachen bestehen, die ich so in mich reingeschaufelt habe. Auf die Rückseite der Verpackung zu schauen, gehörte einfach nicht zu meinem Daily Business. Aber wenn man es dann zwangsläufig macht, fällt einem erstmal auf, wieviel Müll in manchen Lebensmitteln drin steckt. Teilweise liest es sich auch wie ein Periodensystem im Chemieunterricht und man versteht nur die Hälfte. Vieles musste ich dann googeln, um zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Das Produkte mit Gelatine nicht vegetarisch sind, weil diese aus Knochenmehl gewonnen wird, ist mittlerweile schon ziemlich verbreitet, aber dass Käse oft gar nicht vegetarisch ist, weil Lab, ein Enzym aus dem Magen von Tieren zugesetzt wird, damit er reift, wusste ich vorher z.B. nicht. Auch das in vielen vegetarischen Currys Fischsauce enthalten ist oder irgendwelche Krebstier-Erzeugnisse war mir neu.

Anfangs hab ich auch noch oft von Döner geträumt und „heimlich“ ein Würstchen gegessen, obwohl es mir ja niemand verboten hat. Fisch mochte ich noch nie besonders gern. Das war also kein Problem. Wurst, Grillhähnchen und Steak mit Kräuterbunter beim Grillen allerdings schon. Zu der Zeit war es noch richtig schwierig, sich vegetarisch zu ernähren. Heutzutage wird das ja schon fast „normal“ angesehen. 

Den Spruch, aber Menschen haben schon immer Fleisch gegessen, kann ich nicht mehr hören. Ja klar, sie mussten das essen, was sie gefunden haben. Aber man braucht es heutzutage nicht mehr zum Überleben. Man kann sich umorientieren und die Auswahl ist riesengroß. Mir läuft schon lange nicht mehr das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an Tiere denke. Im Gegenteil. „Fleischeslust“ ist eher die Lust, nach etwas „deftigem“. Diese Lust kann ich aber auch genauso gut mit Seitan-Burgern und Tofu-Würstchen stillen. Man empfindet es nach einer Weile auch nicht mehr als Verzicht, sondern betrachtet Tiere und tierische Produkte nicht mehr als Nahrung. Bei mir war es irgendwann so, dass ich mich richtig davor geekelt habe.

Ich bin dann mal vegan

Also Fleisch und Fisch waren ja schon lange nicht mehr auf meinem Teller zu finden, aber dafür umso mehr Eier und Käse. Dann hab ich irgendwo gelesen, dass die männlichen Küken nach der Geburt geschreddert werden, weil sie keine Eier legen. Das fand ich so grausam, dass mir darauf der Appetit vergangen ist. Bei Milch hatte einfach nie darüber nachgedacht, warum die Kuh sie überhaupt gibt. Ich hab lange nicht gewusst, dass sie künstlich geschwängert wird, damit sie Muttermilch produziert, die sie dann ihrem Kalb nach 9 Monaten Schwangerschaft aber nicht geben kann, weil wir sie ihr wegnehmen. Wenn man uns Hunde- oder Katzenmilch vorsetzte, würden sich die meisten ekeln. Wir Menschen sind die einzige Spezies, die Muttermilch von einer anderen Rasse trinkt. Ok, keine Eier mehr, keine Milch mehr, aber noch Käse gesuchtet, was ja mal gar keinen Sinn machte. Aber „Ohne Käse kann ich nicht leben“ – das hab ich früher immer gesagt. Mein Motto war, ich esse alles gern, was mit Käse überbacken ist. Hm, wie soll ich das schaffen? Ich hab mich einfach durch alle veganen Käsesorten probiert und meine Faves gefunden. Aber so ist es eben, Schritt für Schritt. Essen ist nicht rational. Es ist ein längerer Prozess, von der Erkenntnis bis zur Veränderung.

Manche sagen „Vegan? Das ist mir zu extrem.“ Man wird manchmal sogar angegriffen, obwohl man gar nichts gesagt hat, einfach aus dem schlechten Gewissen des anderen heraus. Ich möchte einfach nichts mit industrieller Massentierhaltung zu tun haben, mehr nicht. Es ist heutzutage kein bisschen extrem, weil es alle Zutaten für Döner, Burger & Co. auch pflanzlich gibt. Pflanzliche Ernährung ist extrem, ja extrem gesund. 🙂

An meinem ersten Geburtstag als Veganerin hab ich erstmal „Wo gibt’s vegane Schokotorte“ gegoogelt. Von meiner Family gab’s einen veganen Gummibärchen-Blumenstrauß statt Torte, auch süß. Bei meinem zweiten Geburtstag war ich schlauer. Ich hab für meine Kollegen und Familie eine Möhrentorte gebacken. Erst hatten alle Angst, dass sie mega trocken schmeckt und am Gaumen kleben bleibt und sie haben sich direkt mit was zum Runterspülen bewaffnet. Aber Überraschung, das mussten sie gar nicht. Waren alle begeistert und wollten das Rezept. Meine Freunde und Familie sind am Anfang noch mit Würstchen und halben Hähnchen hinter mir hergelaufen, aber das haben sie irgendwann aufgeben. Sie haben es akzeptiert und jetzt unterstützen sie mich und probieren es teilweise auch selber. Wenn wir im Restaurant sind, schauen sie schon vor mir auf der Karte, was ich essen könnte, bevor sie sich was aussuchen. Das finde ich besonders süß. Toll ist auch, wenn sie für mich vegan kochen, wenn ich sie besuche. Oder wenn sie mir ständig irgendwelche neuen Dips und andere leckere Sachen kaufen, die sie entdeckt haben, wo vegan draufsteht. Viele sind auch komplett auf vegetarisch oder vegan umgestiegen und das macht mich soooo happy.

Coming Soon: 5 praktische Tipps für deinen Vegan Start!