Stay Humble.

1. November 2021

Es gibt ein paar Menschen, die ich in meinem Leben bewundert habe. Ich hab mal überlegt, was sie gemeinsam haben. Es sind (neben Humor) Eigenschaften wie: Bescheidenheit, Gutmütigkeit, Demut, Gelassenheit, Beständigkeit, Empathie, Ausgeglichenheit und Offenheit. Warum? Wir Menschen nehmen uns oft selbst einfach viel zu wichtig. Sanftmütig und bescheiden zu sein und sich etwas mehr zurückzunehmen, sind unglaublich attraktive Charakterzüge, die mich einfach immer wieder faszinieren. Ich bewundere Menschen, denen es vermeintlich leicht fällt, so zu sein. Vielleicht meditieren sie auch einfach nur viel. 😉 Wie auch immer – ich bin gern in ihrer Nähe und sie inspirieren mich. Besonders Menschen, die echt was drauf haben, es aber nicht raushängen lassen. Bescheidenheit, Demut und Dankbarkeit sind dabei für mich die höchsten aller Tugenden. Ich übe mich täglich darin, aber bemerke immer wieder, wie schwer es ist, wirklich demütig zu sein. Dabei ist es ganz einfach: Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Wir kommen hier eh nicht lebend raus. Wie heisst es so passend in einem Sprichwort: „Das letzte Hemd hat keine Taschen“. Einfach dankbar sein, und sich über das freuen, was man hat.

„Demut besteht nicht darin, sich geringer als die anderen zu fühlen, sondern sich von der Anmaßung der eigenen Wichtigkeit zu befreien.“ Matthieu Ricard 

Laut Definition bedeutet Demut, dass man die äußeren Gegebenheiten hinnimmt ohne darüber zu klagen. Daher wird es oft mit Eigenschaften wie Zufriedenheit, Genügsamkeit und Hingabe assoziiert. In dem Wort selbst steckt das Wort Mut, also ein bescheidenes Gemüt. Sie ist das Gegenteil von Hochmut, Arroganz und Selbstüberschätzung – und Hochmut ist ja bekanntlich eine der sieben Todsünden, also ganz schlecht. 😉

Demut wird manchmal als Schwäche fehlgedeutet und nicht als erstrebenswerte Tugend gesehen. Wer demütig ist, macht sich selbst klein – das ist eine falsche Vorstellung von Demut. Demut hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun. Im Gegenteil – Demut ist eine Stärke. Sie ist keine Erniedrigung, sondern durch den freiwilligen Verzicht auf Macht ein Ausdruck von Würde. Demut hängt eng zusammen mit Bescheidenheit. Sich selbst nicht so unglaublich wichtig zu nehmen. Und wenn man etwas besonders gut kann, es nicht immer und überall zur Schau stellen zu müssen. Auch wenn man unfassbar hübsch, schlau, berühmt oder eine Koryphäe auf einem Gebiet ist. Sich einfach nicht zu viel darauf einzubilden. So sympathisch. Sich nicht als den Nabel der Welt sehen. Andere nicht unterbrechen, weil man es besser weiß. Bescheidenheit zeigt, dass man nicht nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Das man sich nicht ständig in den Mittelpunkt drängt und nicht nur an seine Bedürfnisse denkt, sondern auch an die der anderen.

Selbstvertrauen ist gut, aber als Gegenpol dazu braucht es Demut. Viele Menschen hängen ihr Selbstwertgefühl an äußere Umstände und wenn sie dann ihren Job oder ihre Schönheit verlieren oder die Partnerschaft in die Brüche geht, können sich sich selbst nicht mehr als wertvoll sehen. Demut ist das Bewusstsein, dass nicht alles in unseren Händen liegt. Demut gegenüber dem Leben und vor den eigenen Fähigkeiten. Nicht alles ist möglich, auch im Umgang mit sich selbst nicht. Demut hat, wer die eigenen Stärken und Schwächen erkennt, die eigenen Unvollkommenheiten akzeptiert, sich als Teil des Ganzen sieht und andere dafür anerkennt, was sie tun. Man muss auch nicht erst eine Nahtoderfahrung gehabt haben oder den Verlust eines geliebten Menschen, um demütig zu werden. Du kannst heute damit anfangen. Tue etwas Gutes, was keiner sieht und über das du nicht sprichst oder helfe Menschen, die sich nicht für deine Zeit, Zuwendung und Großzügigkeit revanchieren können.

„Being humble means recognizing that we are not on earth to see how important we can become, but to see how much difference we can make in the lives of others.“ Gordon B. Hinckley

Wer in sich selbst ruht, der kann tief empfundene Demut haben. Er braucht sich nicht aufzublasen und vorzugeben etwas zu sein, was er nicht ist. Demut bedeutet zuallererst sich von Hochmut zu befreien. Hochmut kommt vor dem Fall, das besagt schon ein altes Sprichwort. Vergebung ist wichtig, um deiner Demut Ausdruck zu verleihen. Es ist eine Möglichkeit dich von Leid zu befreien und gestärkt aus Krisen rauszukommen. Negative Gedanken und Wut haben keine Chance. Reagierst du mit Demut und verzeihst, kannst du befreit in die Zukunft blicken.

„Du kannst nicht dankbar und unglücklich zugleich sein.“ Robert Emmons

Aus Demut heraus kommt auch Dankbarkeit. So wichtig. Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Glück. Den Menschen in deinem Umfeld gegenüber, dankbar zu sein, für die viele tollen Dinge, die sie tun, anstatt sich über die Sachen aufzuregen, die dich an ihnen stören. Denn wenn du heute nicht dankbar bist, was du hast, wirst du auch morgen nicht dafür dankbar sein, was du bekommen wirst. Einfach mal den Fokus und deine Wertschätzung auf alles zu richten, was du bereits in deinem Leben hast und dich auf Möglichkeiten zu konzentrieren, anstatt auf Hindernisse. Es kostet nichts dankbar zu sein und es ändert einfach alles. Dankbarkeit und Demut verstärken sich gegenseitig. Wenn wir dankbar sind, stärken wir die Demut, und wenn wir demütig sind, fällt es uns leichter, dankbar zu sein und Dankbarkeit auch gegenüber anderen zu zeigen.

Wer sich kleinmacht, gewinnt Größe. 

Die meisten Menschen, die die Welt verändern, sind demütige Menschen. Sie konzentrieren sich auf das was sie tun, nicht auf sich selbst. Sie streben nach Erfolg, aber wenn er eintritt, sind sie bescheiden. Demut hilft auch mit Schicksalsschlägen, Verlusten und Krankheiten besser umzugehen, denn du weißt, es gibt eine höhere Kraft, die hinter allem steht und dass wir nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen sind. Demütige Menschen leben gesünder. Außerdem fällt es ihnen leichter, ihre eigenen Impulse bewusst zu lenken und sie überstehen stressige Erlebnisse besser als andere. Forschungen haben gezeigt, dass Demut hilfreich sein kann, auch angesichts von Differenzen gemeinsame Wege zu finden. Demut lässt uns über unsere Kampf-Impulse hinauswachsen, die durch die Konfrontation mit einer anderen Meinung ausgelöst werden und ermöglicht es, trotzdem zuzuhören und dabei auch wirklich Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, auch wenn wir unsere Meinung bereits gebildet hatten. Denn tatsächlich liegen wir oft falsch mit unseren Vermutungen darüber, was in dem anderen vorgeht, und wir wären gut beraten, lieber mal nachzufragen. Demütigen Menschen fällt es leichter, kontroverse Themen zu diskutieren, sogar wenn sie selbst eine entgegengesetzte Meinung vertreten, weil sie die Argumente ihres Gegenübers nicht belächeln, sondern es zu einem gemeinsamen Austausch kommt. Mehr davon könnte unserer Welt echt helfen und so viele Probleme lösen. Sag dich los von Stolz, Egoismus und Eitelkeit. Indem du Fehler reflektierst, statt sie zu verleugnen, kannst du dein Scheitern in eine Chance zu lernen verwandeln. Gib schlechte Gesellschaft auf und entwickle Demut und Bescheidenheit.

Erinnere dich immer wieder daran, wie endlich unser Leben ist, wie sehr wir diese Erde und alle anderen Wesen brauchen, um existieren zu können und wie klein und unbedeutend wir Menschen letztendlich doch sind.

Humility is Greatness. 

„Such nicht immer, was dir fehlte; Demut fülle deine Seele. Dank erfülle dein Gemüt. Alle Blumen, alle Blümchen und darunter selbst ein Rühmchen haben auch für dich geblüht.“ Theodor Fontane