Meditation – Nichtstun für Anfänger.

21. Mai 2022

Meditation – Nichtstun für Anfänger.

Ich möchte seit Monaten diesen Blogbeitrag über Meditation schreiben, aber ich hab’s immer wieder „prokrastiniert“. 😉 Das Thema ist einfach so komplex, dass man nicht weiss, wo man anfangen und wo aufhören soll. Deshalb schreib jetzt einfach mal drauf los, was ich darüber denke und meine Erfahrungen damit. Vielleicht erkennt ihr euch wieder und möglicherweise inspiriert es euch, es einfach mal auszuprobieren.

Unser Alltag ist voll mit Reizen und Ablenkung. Wann habt ihr z.B. das letzte Mal still dagesessen und alles was euch ablenkt entfernt? Wann habt ihr zum letzten Mal nichts gemacht – wirklich NICHTS? Stellt euch vor, es gibt eine Möglichkeit, wie euer Geist abschalten und euer Körper allen Stress loslassen kann. Etwas, wofür ihr nichts tun müsst und das trotzdem funktioniert. Das wäre doch wunderbar. Das gibt es und ich verrate euch wie. 🙂

Meditation ist viele tausende Jahre alt und Teil der buddhistischen Tradition. Es gibt unzählige Techniken, die man in unterschiedlichen Situationen anwenden kann. Die Konzentration auf den Atem wurde z.B. vor über 3000 Jahren entwickelt. Es gehört zur Tradition die Techniken weiterzuvermitteln. Ich hoffe, dass ich euch einiges von dem, was ich in den letzten Jahren gelernt hab weitergeben kann, damit ihr nicht die ganzen Bücher lesen und zu Seminaren rennen müsst und direkt von den Vorteilen profitieren könnt. Ich mag euch den Weg verkürzen und vielleicht kann ich euch auch ein paar Fehler ersparen, die ich gemacht hab.

Ich dachte früher: Meditation? Das ist nix für mich, das kann ich nicht. Mittlerweile weiss ich, es geht nicht ums Können, es geht ums Beobachten, Atmen und achtsam sein. Es war ein längerer Prozess, bis ich wirklich verstanden hab, was es heisst. Meditation ist für mich etwas Handfestes. Nichts was abgespaced ist und ich mag mich auch nicht mit dem ‚Universum‘ verbinden. 😉 Sobald das Wort auftaucht, hat man mich verloren. Deshalb hatte ich früher auch mit vielen geführten Meditationen ein Problem (Eckhart Tolle redet z.B. oft davon). Ich hab da ne Sperre und die geht auch nicht weg. Ich empfange dabei auch keine „kosmischen Energien“. 😉 Auch was Stimmen und Formulierungen angeht, bin ich ziemlich picky (und wenn die Frage kommt, ob etwas mit mir „räsoniert“, bin ich auch raus, haha). Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten und zum Glück ist Meditation so bunt wie das Leben. Ich meditiere z.B. am liebsten im Liegen – direkt nach dem Aufwachen und vorm Einschlafen. Ich mag geführte Meditationen mit schöner Entspannungsmusik. Sucht euch einfach die Variante raus, die am besten in euer Leben passt – your Style!

„Come on inner peace, I don’t have all day.“

Ich bin Widder und von Natur aus eher ungeduldig. Zu meditieren war daher früher für mich eine anstrengende Vorstellung. „Gezwungen zu sein“ ruhig zu bleiben, still zu sitzen und dann auch noch frei von Gedanken zu sein – no way! Oft hat man seine vorgefasste Meinung, die sich über die Jahre gebildet hat, aus dem was man so hört und sieht und davon geht man auch nicht ab. Wenn ich daran denke, muss ich heute schmunzeln, weil ich es jetzt so liebe. Ich mache nicht jeden Tag Yoga, aber ein Tag ohne eine Meditation (wenn auch nur kurz), ist für mich mittlerweile ein verlorener Tag. Na gut, das klingt jetzt sehr dramatisch, aber ich liebs und es fehlt mir, wenn ich es mal nicht mache. Ich sag bewusst nicht „wenn ich es nicht schaffe“, weil die 5 Minuten hat man IMMER. Sei es morgens oder abends im Bett, beim Warten auf den Bus, in der Badewanne, beim Spazierengehen, im Wartezimmer beim Doc, im Supermarkt in der Schlange oder auf der Parkbank in der Mittagspause. Ab jetzt braucht ihr nie wieder irgendwo warten – ihr könnt stattdessen einfach immer & überall meditieren. Ihr müsst euch dafür auch nicht auf dem Boden in den Lotussitz quetschen. Einfach bequem sitzen oder liegen, Augen schließen und den Atem beobachten. Wenn Gedanken oder Gefühle aufkommen, sie nur wahrnehmen ohne sie zu bewerten und dann einfach weiterziehen lassen. Mehr ist es nicht. Ihr könnt die Augen auch auflassen und z.B. in eine Kerze schauen oder auf einen Gegenstand oder ohne Fokus ins Leere blicken. Beim Meditieren gibt’s keine starren Regeln. Es spielt auch keine Rolle, ob man schonmal meditiert hat oder nicht. Man kann alleine oder in Gesellschaft meditieren, ganz nach Lust und Laune. In lauter Umgebung oder leiser. Anfangs habe ich nur vor dem Einschlafen meditiert, weil ich dachte es macht müde. Ja, es hilft beim Runterfahren, aber genauso schön ist es nach dem Aufstehen. Es lässt einen viel positiver und entspannter in den Tag starten. Mittlerweile mache ich es morgens und abends und natürlich in meinen Yogaklassen. 🙂 Es tut so gut und trainiert den Geist und eure Achtsamkeit. Man geht einfach entspannter durchs Leben, ist fokussierter und vertieft die Verbindungen zu anderen. Es kann euch auch dabei helfen, in stressigen Situationen den Überblick zu behalten. Und wer will das nicht? 😉 Wenn ich z.B. unruhig bin und genervt, aber nicht genau weiss warum, dann setzt ich mich kurz hin und halte inne. Was übersehe ich grade? Gieße ich das Unkraut oder die Blumen?

Don’t wait – Meditate!

Die Gründe mit Meditation anzufangen sind so verschieden, wie die Menschen. Manche durch Kummer, Burnout, Depressionen, Stress, Schlaf- und Konzentrationsprobleme, innere Unruhe und andere wieder einfach so, weil sie etwas über die positiven Effekte für die Gesundheit gelesen haben. Früher hab ich öfter den Begriff ‚Autogenes Training‘ gehört. Da richtet man die Konzentration auf Bereiche des Körpers, um so eine Entspannung zu erreichen. Das ist schonmal gut, aber Meditation ist noch besser – durch die Verbindung von Körper & Geist. Ich weiss nicht mehr genau, wann ich das erste Mal mit Meditation in Berührung kam, aber ich weiss, ab wann ich sie wirklich gefühlt hab. Es gab eine Zeit, in der ich ziemlich gestresst war, mit meinen Gefühlen überfordert und mein Kopf einfach nicht zur Ruhe kam. Kennt ihr das, dieser Zug der Gedanken, der durch euren Kopf rauscht. Ich hab damals nach einer Lösung gesucht, um mich zu entspannen und damit besser umgehen zu können. Ich wollte raus aus dem Gedankenkarussell, was immer und immer wieder die gleichen Gedanken wälzt und zu keinem Ergebnis kommt. Wusstet ihr, dass ihr ca. 90% der täglichen Gedanken bereits schon mal gedacht habt? Crazy, oder? Wir befinden uns sozusagen in einer Endlos-Wiederholungsschleife – Heavy Rotation. 😉 Diese Unruhe im Geist hat Buddha schon vor vielen tausend Jahren als „Monkey Mind“ bezeichnet. Also wie ein kleiner Affe im Kopf, der hin- und her springt. Die Gedanken hängen in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber sie sind nicht in der Gegenwart und deshalb kommt man nicht zu Ruhe. Durch Meditation können wir lernen, uns davon zu lösen – für mehr Raum, Freiheit und damit Frieden im Kopf. Wir sind solange das Ergebnis unserer Vergangenheit, bis wir lernen bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Im Hinduismus heißt es: „Der Ausstieg aus dem Rad des Leidens ist Bewusstheit.“ Lasst die Stimme in eurem Kopf, die die ganze Zeit quasselt, einfach mal ne Pause machen. Beim Meditieren trainieren wir den Geist hin zu mehr Bewusstsein – und dafür muss man nicht gleich Nonne oder Mönch werden. 😉

“The ability to observe without evaluating is the highest form of intelligence.” – J. Krishnamurti

Aber zurück zu meinem Weg. Ich wollte schon immer meditieren „können“. Ich dachte, wenn man es richtig macht, dann passiert irgendwann was ganz Krasses. 😉 Dann hab ich ein Interview von Cameron Diaz bei Facebook gesehen, indem sie davon geredet hat, wie sie zur Meditation gekommen ist und und wie sehr sie es liebt. Ich mag Cameron und fand es spannend, wie sie beschrieben hat, dass ihr Geist leer wird und sich dann mit neuer, frischer Energie füllt. Das wollte ich auch. Am besten sofort! Sie hatte was von ‚Transzendentaler Meditation‘ (kurz TM) erzählt. Hab das dann gegoogelt und mich für einen kostenlosen Infoabend angemeldet. Mein Freund damals hat mich spontan begleitet und dann saßen wir da mit noch zwei anderen Mädels und lauschten dem grauhaarigen Herrn, wie er über Meditation redete. Wirklich gepackt hat es mich an dem Abend nicht, bin eigentlich eher fast eingeschlafen. 😉 Zumal er auch nicht erklärt hat wie es geht, sondern uns am Ende einen Wochenkurs für 1800 € oder so verkaufen wollte. Da war ich bisschen enttäuscht. Ich hab dann recherchiert und rausgefunden, dass man sich das Geld sparen und es sich selber beibringen kann. Man bekommt ein Mantra, also ein bestimmtes Wort oder einen bestimmten Satz, den man ständig wiederholt. Dadurch „langweilt“ sich der Geist und er entspannt sich. That’s it! Meditation ist keine Rocket Science und kostenlos für jeden möglich. TM hat für mich nicht funktioniert. Ich wollte unbedingt in diesen transzendentalen Zustand kommen, aber es passierte einfach nix. Dann habe ich wieder aufgehört.

Ich ging lange davon aus, Meditation bedeutet den Geist zu kontrollieren, ihn zu verändern und die ganzen Gedanken loszuwerden. Aber das ist Quatsch. Das geht auch gar nicht. Naja, zum Glück bin ich niemand, der so schnell aufgibt. Als nächstes hab ich es mit diversen Meditations-Apps und YouTube-Videos probiert. Das ging schon besser. Schön mit chilliger Musik und vor allem geführte Meditationen. Für Anfänger ist das perfekt. Das ist mein Tipp Nr. 1: Geht nicht gleich den harten Weg, sondern kommt erstmal ganz entspannt rein.

Kennt ihr den Film Eat Pray Love? Ich liebe ihn. Und Julia Roberts sowieso. Einer der schönsten Filme über das Leben und die Liebe. In dem Film begibt sie sich auf eine Reise zu sich selbst. Sie reist nach Indien zum Meditieren und scheitert anfangs auch kläglich. Ich hab sie so gefühlt. Am Ende lässt sie los und alles fliesst – so schön. Wenn ihr den Film nicht kennt – fette Empfehlung. Danach wollte ich auch mal allein verreisen – in ein Meditations-Retreat, wo man die Vipassana-Praxis lernt und 10 Tage schweigt. Ich und schweigen 😉 – das wollt ich unbedingt ausprobieren (will ich btw immer noch). Hab mich dann aber für ein Yoga & Surf-Retreat entschieden – die softere Variante. 😉 Dort hab ich Yoga Nidra kennengelernt und mich sofort in die Technik verliebt. Nidra heisst Schlaf – aber nur dein Körper schläft, dein Geist ist wach. Ich hab verstanden, dass Entspannung und Schlafen nicht das Gleiche ist und das 30 Minuten Yoga Nidra 8 Stunden Schlaf ersetzten können. Wow, ab dem Moment war ich überzeugt. 😉

Die ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen, ist eines der größten Geschenke, die wir geben können.“

Irgendwann hab ich mir dann ein langes Hörbuch über die Zen Meditation reingezogen. Beim Zazen sitzt man einfach nur ruhig da auf seinem Meditationskissen und beobachtet den Atem. Das wollte ich gern „können“, aber hab es irgendwie auch nicht durchgezogen. Obwohl ich genau wusste, es würde mir gut tun – denn grade die Zappelphilippe und Zappelliesen unter uns brauchen es am meisten. 😉 Es war einfach nicht meine Art zu meditieren und das ist auch ok so. Dann hab ich es mit einer Malakette probiert. Man zählt die einzelnen Kugeln, 108 an der Zahl. Das funktioniert bei vielen auch gut, ist bei mir aber auch nicht in die Gewohnheit übergegangen. Mein Tipp Nr. 2: Es muss für EUCH funktionieren, sonst macht ihr es nicht weiter und es entwickelt sich keine Routine.

Ich hab mich dann entschieden, eine Yogalehrer-Ausbildung zu machen und das Wissen zu vertiefen. Anfangs ist mir die Meditation auch da noch schwer gefallen. Manchmal hab ich zwischendurch ein Auge geöffnet und geschaut, was die anderen so machen. 😉 Das beobachte ich auch heut manchmal in meinen Kursen bei meinen Teilnehmern und ich kann sie so gut verstehen. Nach 2 Jahren Ausbildung und verschiedenen Weiterbildungen kann ich heute sagen: Meditation ist eine der besten Erfindungen der Welt und man sollte es uns in der Schule beibringen. Die Welt wäre definitiv eine bessere.

Meditation ist Training des Geistes.

Und was ist Meditation denn jetzt genau? Es ist die Fähigkeit den Geist so zu trainieren, dass er ruhiger und klarer wird und sich im Körper ein Gefühl von Leichtigkeit einstellt. Man lernt eine gewisse Distanz zwischen sich und seinen Gedanken und Gefühlen zu entwickeln. Dadurch entsteht ein entspannterer Geisteszustand. Es geht darum das ICH mal kurz in den Hintergrund zu stellen. Das Training besteht darin, unsere Einstellung zu den vorbeirauschenden Gedanken und Gefühlen zu verändern. Man lernt, dass es auf die Perspektive ankommt. Eine kurze Pause einlegen, am besten regelmässig, morgens nach dem Aufstehen, in der Mittagspause oder abends vorm Schlafengehen. Üben im Hier & Jetzt zu sein, sich weniger ablenken zu lassen. Auch wenn ihr das Gefühl habt, ihr sitzt oder liegt nur rum und nichts passiert, könnt ihr euch darauf verlassen, dass es etwas bewirkt. Wie immer ist der beste Weg etwas über Meditation zu erfahren, nicht nur darüber zu reden, sondern es einfach mal auszuprobieren. Wie beim Essen, man weiss erst was man mag, wenn man’s probiert hat. An manchen Tagen ist es einfacher, an anderen eher nicht. Mein Tipp Nr. 3: Nehmt den Druck raus, einfach weitermachen, egal wie es sich anfühlt. Und wenn ihr irgendwie unruhig werdet, einfach dreimal tief ein- und ausatmen – durch die Nase ein und lang durch den Mund wieder aus.

„Meditation ist ein Training des Zuhörens. Wenn wir nicht in der Lage sind uns selbst zuzuhören, können wir auch anderen nicht gut zuhören.“

Mittlerweile sind die gesundheitsfördernden Auswirkungen von Meditation wissenschaftlich erwiesen. Stress, Frustration, Depression und Schmerzen können reduziert werden und Herzschlag, Blutdruck und sogar die Hirnstruktur werden positiv beeinflusst. Das Gehirn ist elastisch und formbar (Neuroplastizität). Ähnlich wie beim Sport, wo man durch Training die Muskeln vergrößern kann, wir in der Meditation der Teil des Gehirns, der für Glücksgefühle zuständig ist, intensiver durchblutet. Dadurch wird der Bereich größer und stärker und Zufriedenheit, Geduld, Akzeptanz und Mitgefühl steigen. Nicht zuletzt deshalb wird Meditieren auch in unserer westlichen Welt immer beliebter. Viele entdecken die gesundheitlichen Vorteile für sich. Von Oprah Winfrey bis Jim Carrey. Natürlich auch ein paar Unbekannte. 😉 Die Liste wird jeden Tag länger. 

Steve Jobs hat mal gesagt: „Wenn man einfach dasitzt und beobachtet, merkt man, wie ruhelos der Geist ist. Wenn man versucht, ihn zu beruhigen, wird es nur noch schlimmer. Mit der Zeit wird er jedoch ruhiger, und wenn dies geschieht, bleibt Raum, subtilere Dinge zu hören – das ist der Moment, in dem die Intuition sich entfaltet, man Dinge klarer sieht und mehr in der Gegenwart verhaftet ist. Der Geist arbeitet langsamer, und man erkennt eine enorme Weite im Augenblick. Man sieht so viel, was man bereits hätte sehen können.“ 

Ihr kennt vielleicht auch das Gesetz der Anziehung. Je mehr wir uns verbieten, etwas zu denken, um so mehr nehmen die Gedanken Raum in uns ein. Wenn wir es zulassen und nicht mehr so wichtig nehmen, geben wir es frei und nehmen dem Gedanken die Energie. Genauso verhält es sich mit Gefühlen. Je mehr wir gegen sie ankämpfen und Widerstand leisten, umso stärker leiden wir darunter. Wenn wir sie jedoch annehmen, können wir das Leiden verringern.

„Das JA zum Fühlen ist die Tür zum Frieden.“

Bald gibt’s auch geführte Meditationen von mir auf YouTube. Bis dahin freu ich mich auf euch in meinen Kursen. 🙂