Was bestimmt deinen Charakter?

29. Oktober 2022

„Glücklich sind diejenigen, deren Berufe mit ihrem Charakter harmonieren.“ (Francis Bacon)

Was für ein wahrer Spruch. Und das wird heut nicht der Letzte sein. Ich liebe gute Sprüche. Sie sind wie ein ganzes Buch in einem Satz. Aber zurück zum Thema. 😉 Hilfreich ist es, sich seines wahren Charakters bewusst zu sein. Aber jeder kennt das ja, wenn man sich mit wenigen Worten beschreiben soll, z.B. mit 5 zentralen Charaktereigenschaften, da kommen viele schon ins Stocken. Auch gehen Selbst- und Fremdwahrnehmung oft stark auseinander. 😉 Nicht immer ist der Charakter eines Menschen sofort erkennbar. Dazu braucht man vor allem gute Menschenkenntnis. Oft irrt man sich oder wird geblendet, z.B. Narzissten können das besonders gut. Oft sind es erst extreme Situationen, in denen sich der echte Charakter einer Person zeigt. Ich fand das Thema schon immer spannend und hab in letzter Zeit wieder viel darüber gelesen. Kennt ihr die Formulierung „Das ist ein Charakter-Feuerzeug“? Mal geht’s und mal nicht. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Was hat das mit Charakter zu tun? Was ist eigentlich die genaue Definition?

„Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten.“ – Johann Wolfgang von Goethe.

Laut Wikipedia bedeutet Charakter: „Die Summe der Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen und dessen auffällige Verhaltensgewohnheiten.“ Das Wort kommt aus dem altgriechischen – woher sonst 😉 und bedeutet Prägung, Kennzeichen, im übertragenen Sinn auch Eigenart. Laut Wiktionary: „Die Gesamtheit der angeborenen und anerzogenen Eigenschaften eines Menschen.“ Also die individuelle Prägung durch ererbte und erworbene Eigenschaften, die in seinem Handeln zum Ausdruck kommt. Die Eigenschaften sind also teils von Geburt an vorhanden, teilweise anerzogen oder wurden mit der Zeit entwickelt und weiter ausgeprägt. Der Begriff Charakter beschreibt also die wesentlichen Eigenschaften und Merkmale einer Persönlichkeit. Das, was den Menschen zu der Person macht, die sie ist.

„Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein wenn sie gegenwärtig ist, man wird ihren Wert oft dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm.“ (Leopold von Ranke)

Ich hab immer wieder festgestellt, dass mich Menschen, die einen feinen Charakter haben, faszinieren. Was bedeutet fein für mich? Sanftmütig, zuvorkommend, freundlich, emphatisch, friedlich, bescheiden und liebevoll. Nichts kann einen Menschen so schön machen, wie ein guter Charakter und umgekehrt nichts so hässlich, wie ein schlechter. Menschen mit ausgeprägten Charakterzügen werden manchmal als schwierig bezeichnet. Anderseits ist charakterloses Verhalten etwas Schlechtes. Charakterstärke wiederum was Gutes, es steht für Haltung, Handeln aus Überzeugung und Rückgrat. Es ist also wie immer nicht schwarz oder weiss. Niemand ist nur schlecht oder nur gut. Seine Meinung zu vertreten und seine Wahrheit zu sprechen finde ich super. Beratungsresistent zu sein und nur stur auf seiner Meinung zu beharren hingegen nicht.

„Die Umgebung, in der der Mensch sich den größten Teil des Tages aufhält, bestimmt seinen Charakter.“ (Antiphon) 

Der Mensch ist also zur Hälfte das Resultat von Anlage und zur anderen von seiner Umgebung, wobei frühe Einflüsse in der Kindheit im wahrsten Sinne des Wortes einen besonders prägenden Charakter haben. Man sagt ja nicht umsonst – Umgang formt den Menschen. Ich hab mal gelesen, man ist das Produkt der 5 Leute, mit denen man am meisten Zeit verbringt. Also sollte man weise wählen. 😉

Der Charakter offenbart sich an den Grenzen. Der wahre Charakter offenbart sich, wenn es schwierig wird und lässt sich konkret an den Taten ablesen. Charakter ist das, was vom Menschen übrig bleibt, wenn es unbequem wird. Man erkennt den Charakter eines Menschen auch gut daran, wie er mit den Menschen umgeht, die er nicht braucht oder nicht mehr braucht. Manchmal verändern sich Charakterzüge auch im Laufe des Lebens durch bestimmte Umstände. Man sagt ja auch: „Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.“ – Abraham Lincoln. Aber nicht nur Macht auch durch Leiden bildet sich der Charakter, z.B. traumatische Erlebnisse, Verlust, Verletzungen oder Krankheiten verändern. „Das Unglück ist der Prüfstein des Charakters.“ (Samuel Smiles)

„Wissen gibt Macht, aber der Charakter verschafft Respekt und Anerkennung.“ (Bruce Lee)

Meiner Erfahrung nach, verstehen sich auch unsichere und selbstsichere Menschen oft miss. Sie reden manchmal aneinander vorbei. Unsichere Menschen verhalten sich oftmals merkwürdig und nicht der Situation angemessen. Sie unterdrücken mehr und das kommt natürlich irgendwann unverhältnismäßig in unpassenden Momenten hoch. Bei Narzissten ist z.B. der Selbstwert zwar hoch, aber er hängt überdurchschnittlich von der Anerkennung anderer ab und dadurch sind sie leicht kränkbar. Manche Menschen haben eine harte Schale und einen weichen Kern, den sie beschützen müssen. Sie sind zunächst vorsichtig und lassen niemanden so schnell an sich ran. Sie haben vielleicht auch Mauern zum Schutz aufgebaut. Andere haben eine weiche Schale und einen harten Kern. Sie sind erstmal lieb und herzlich, bis sie jemand ärgert oder verletzt, dann machen sie zu und werden hart. Wenn man weiss, wer man ist und wer nicht, ist alles einfacher. Wenn man versteht, wie man selber tickt und genau hinschaut, wer sein gegenüber ist, wird einem vieles klarer. Auch warum manche Charaktere einfach nicht harmonieren. Sich seiner „selbst bewusst“ zu sein, das macht das Leben für sich und seine Mitmenschen soviel angenehmer. „Der Mut zur Selbsterkenntnis verrät Charakterstärke.“ (Ernst Ferstl)

„Eine Person kann dir in 2 Monaten das Gefühl geben, was eine andere in 2 Jahren nicht konnte. Zeit bedeutet nichts. Charakter ist alles.“

„Eine falsche Ansicht zu widerrufen erfordert mehr Charakter, als sie zu verteidigen.“ (Arthur Schopenhauer)

Es gibt so viele unterschiedliche Persönlichkeiten. Es gibt Macher, Mitmacher, Hinterfrager und Rebellen. Es gibt Marathonläufer, Sprinter und Zauderer. Eulen und Lerchen. Minimalisten und Maximalisten. Planer und kreative Chaoten. Abschließer und Aufschließer. Entdeckergeister und Gewohnheitstiere. Chancen- und sicherheitsorientierte. Manche geben eher anderen die Schuld, andere suchen sie bei sich selbst. Manche machen lieber kleine, andere lieber große Schritte. Diese Gegensatz-Pärchen ziehen sich nicht immer an. 😉 „Persönlichkeit fängt da an, wo der Vergleich aufhört.“ – Karl Lagerfeld.

„Nur Persönlichkeiten bewegen die Welt, niemals Prinzipien.“ (Oscar Wilde)

Es gibt 5 typischen Charaktereigenschaften, die auch als Big Five bekannt sind und mithilfe derer sich der Charakter der meisten Menschen genauer beschreiben lässt. 1. Neurotizismus (emotionale Instabilität und Verletzlichkeit), 2. Extraversion (selbstsicheres Auftreten und geselliges Verhalten). 3. Offenheit (Weltoffenheit, Aufgeschlossenheit, Neugier. 4. Verträglichkeit (Empathie, Kooperationsbereitschaft, Rücksichtnahme) und 5. Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus, Organisation, Übernahme von Verantwortung). Daraus lassen sich 4 Persönlichkeitstypen bilden, die fast alle Menschen abdecken. Der durchschnittlicher Typ: extrovertiert und neurotisch, aber nicht sehr offen. Der reservierte Typ: emotional stabil, pflichtbewusst und liebenswürdig, aber weder offen, noch neurotisch. Der selbstzentrierte Typ: unterdurchschnittlich offen, liebenswert und pflichtbewusst, sehr extrovertiert. Typ Vorbild: kaum neurotisch, aber mit hohen Werten bei den anderen Eigenschaften. Wer seid ihr? 🙂

„Der Charakter offenbart sich nicht an großen Taten. An Kleinigkeiten zeigt sich die Natur des Menschen.“ (Jean-Jacques Rousseau)

Charaktereigenschaften wirken sich auch direkt auf unsere Zufriedenheit aus. Und aus der Hirnforschung ist bekannt, dass auch verschiedene Hormone und Botenstoffe sich auf das Wesen einer Person auswirken: Kortisol (das Stresshormon), Serotonin und Dopamin (die Glückshormone) und Oxytocin (das Kuschelhormon). Daher ist es so wichtig, gut für sich und seine mentale Gesundheit zu sorgen. Yoga & Meditation reduzieren wissenschaftlich erwiesen Stress und fördern die Zufriedenheit. Womit sich wieder der Kreis schließt. Don’t Worry, Do Yoga. 

„Das Erste und Wichtigste im Leben ist, dass man sich selbst zu beherrschen versucht, dass man sich mit Ruhe dem Unabänderlichen unterwirft, und jede Lage, die beglückende wie die unerfreuliche, als etwas ansieht, woraus das innere Wesen und der eigentliche Charakter Stärke schöpfen kann.“ (Wilhelm von Humboldt)

Hippokrates hatte sich schon vor 2.500 Jahren gefragt, warum die Charaktere der Menschen so unterschiedlich sind. Später entwickelte sich daraus war die Temperamentenlehre. Unser Temperament entscheidet, wie wir Reize wahrnehmen und darauf reagieren und ist eine zentrale Eigenschaft des Charakters. Man unterscheidet 4 verschiedene Temperamente: 1. Der Sanguiniker, 2. Der Choleriker, 3. Der Phlegmatiker und 4. Der Melancholiker. Der Sanguiniker ist laut Wikipedia heiter, lebhaft, phantasievoll, gesprächig und optimistisch, aber auch leichtsinnig, unstetig, skrupellos und exzessiv. Der Choleriker ist impulsiv, leicht erregbar, unausgeglichen und jähzornig. Der Phlegmatiker ist langsam, ruhig und manchmal schwerfällig. Der Melancholiker ist schwermütig, oft traurig, misstrauisch, häufig verunsichert und reagiert empfindlich auf Kritik. Gar nicht so leicht sich da einzuordnen und oftmals ist es auch tagesformabhängig. 😉

Also, wer seid ihr? Welche 5 Eigenschaften beschreiben euch am besten? Kommentiert gerne bei Instagram oder Facebook unter meinem letzten Post dazu. 🙂

Love & Peace, Eure Kati